Ein Wort vorab

Mehr gesammelt, als man trinken kann oder sollte

Im Laufe der Zeit habe ich richtig viele schottische Whiskys verkostet und bin häufig der Versuchung erlegen, diesen oder jenen unbedingt kaufen zu müssen, im Wissen, dass die besten Fässer zwischen 1990 und 2010 verwendet wurden. In einer Zeitspanne, in der die Fassauswahl und Produktion sehr genau kontrolliert werden konnte und nicht dem Zufall überlassen wurde (Brennblasenfeuerung, Schmierseifeneinsatz usw.) und gleichzeitig aber noch vor dem ganz großen Whiskyboom, als es noch richtig gute Fässer gab. Denn jeder weiß, dass längst viel, viel mehr Whisky produziert wird, als guter Sherry usw…

Ist also ein Whisky aus dem Jahr 1936 besser? Nein, ganz bestimmt nicht! Das wissen echte Kenner der Materie, ohne den verklärten Blick der Romantiker!
Sind die zukünftigen Whiskys besser? Wohl nicht aufgrund der Fassauswahl, aber auch nicht schlechter. Aber eines ist sicher: Sie werden teurer sein!

In diesem Whisky-Projekt stelle ich eine persönliche Auswahl in Form kleiner Dokus vor. Der zentrale Aspekt sind die Hausbesuche bei Whisky-Genießern auf der ganzen Welt mit den „Sofa-Gesprächen“ zum entsprechendem Thema.

Alle Whisky-Videos sind von mir als kleine Dokumentarfilme mit einer Länge von ca. 20-40min. produziert: Einführung ins Thema, Reise zum Ziel und Whisky-Infos am Drehort, Hausbesuch mit Tasting.

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Persönlich / Selektiv / polarisierend / UNLEARN

Unlearn Whisky! Wirf die ganzen Vorurteile über Bord. Mach dich frei. Lass dich inspirieren. Komm mit auf eine Reise der neuen Sichtweise. Nicht mehr aber auch nicht weniger.
Hier wird keine Flasche wie auf vielen Youtube-Kanälen live „unboxing“, geöffnet und sofort verkostet. Jeder, der einen Springbank 18 oder Glenfiddich 40 geöffnet und sofort verkostet hat, weiß wovon ich spreche. Nimm dir mit mir die Zeit zum Schmecken, Denken und Fühlen.

Der lange Weg zum Whisky (wen es überhaupt interessiert …)

Anfang der 2000er Jahre war ich als Restauranttester in unzähligen gehobenen und weniger guten Restaurants zu Besuch und konnte über Jahre meinen Geschmackssinn schärfen und objektiv entwickeln. Es gab in dieser Zeit hervorragende Weine und Obstbrände vor allem in den Top-Restaurants, jedoch keinen hervorragenden Whisky. Zum Abschluss wurde ein edler Obstbrand empfohlen. Der Rückzug ins Rauchzimmer mit einem Whisky war eher ein verklärtes Relikt aus der viktorianischen Zeit. Das Thema „Whisky“ war bei den Gourmets noch gar nicht angekommen.
Zu kräftig-dunkler Schokolade, Blauschimmelkäse oder Austern wäre damals niemand auf die Idee gekommen, einen rauchigen Whisky zu empfehlen. Daher auch die moderaten Preise damals? Mag sein…

1993 und 1994 war ich selbst in Schottland. In den Pubs gab es meist einfachen Blended-Whisky und die Brennereiführungen waren eher eine historisch angehauchte Touristenattraktion, wenn man eben Urlaub in Schottland macht.

Ich selbst bin daher auch erst sehr spät zum Whisky gekommen; zu einem Zeitpunkt, an dem ich schon hunderte Flaschen Wein im Keller hatte und zig superteure Obstbrände für meine Gäste in der Bar vorhielt. Diese jedoch kaum oder gar nicht selbst getrunken habe. Eine klassische „Angeber-Hausbar“, wenn man seine Gäste beeindrucken möchte. Und in genau diese Hausbar hatten sich auch ein paar Flaschen schottischen Single Malt Whiskys verirrt. Da erinnere ich mich genau: Eine Flasche Lagavulin 16, GlenDronach 15 Revival und ein Auchentoshan  American Oak. Dass ich mit der Auswahl dieser drei Flaschen den Querschnitt schottischer Whiskytradition traf, war eher ein Zufall als ein gezielten Kauf.
Doch das Whisky-Genießen hatte ich so überhaupt nicht verstanden. Nosingglas und kein Eis – das wusste ich immerhin… Der Geruch faszinierte mich schon. Nach dem Verriechen, goss ich den Whisky weg. Kein Scheiß! Für Hochprozentiges hatte ich keinen Zugang, und fand es auch für den Körper nicht zuträglich. Der Meinung bin ich übrigens auch heute noch.

Es war auch wieder der Zufall, durch den ich auf der Suche nach einer weiteren Gäste-Flasche über ein Internetvideo stolperte: Ein gesetzter Herr schnuppert minutenlang an einem Whisky und trinkt ihn nicht einfach sondern „schuckelt“ die Spirituose ewig im Mund hin und her.
What The Hell Is Going On?
Was trinkt er da? Glenfiddich 18 Jahre Small Batch sonst was… Hocharomatisch, weich und extrem süffig. Toffee, Bratapfel, etwas Milchschokolade.
Süffig? Lust auf mehr? Bei Whisky?

Also bin ich in den nächsten Laden und habe mir die genannte Flasche gekauft, aufs Sofa gesetzt und es eben nach dieser Art probiert. Wow! Hausbar aufgerissen und den Lagavulin auf diese Art und Weise probiert.
Das Ergebnis kann sich jeder denken, sonst gäbe es diese Website nicht.

Und es steht jetzt immer ein Flasche Glenfiddich 18 in meiner Hausbar, für einen Gast, der Whisky eigentlich nicht mag.